Ausputzen
Zwei der so klassischen Kiefern in Japans Gärten sind Mädchenkiefer und Schwarzkiefer. Mädchenkiefern auf dem Foto rechts werden überwiegend in Wolkenform gestaltet. Sie sind langsam wachsend, hier ist zu beachten dass die einzelnen Nadelpakete (Trassen) nicht zusammen wachsen, ein totales verkahlen des Baumes von innen wäre die Folge. Ein Rückschnitt der Trassen ist also sehr wichtig, zurückschneiden können wir aber nur wenn auch neue Triebe aus dem Inneren der Trassen nach wachsen. Dies erzielt man durch ein jährliches Ausputzen der Trassen, alte abgestorbene Nadel und die bereitszweijährigen Nadeln sind zu entfernen. Wenn genügend Licht die Trasse durchfluten kann, bilden sich auch im alten Holz neue Triebe wo durch ein flachschneiden möglich wird. Die Mädchenkiefer auf dem Foto ist Grenzwertig, die einzelnen Pakete liegen zu dicht aufeinander und sind zu Licht undurchlässig.
Schwarzkiefern (Foto links) sind schnell wachsende Kiefern die in nur wenigen Jahren schnell eine Höhe von 10 Metern erreichen können. Haben die Kiefern erst einmal Ihre Wunsch Höhe erreicht, so dass sich ein harmonisches Bild im Zusammenhang mit anderen Gestaltungelementen ergibt, ist das Ziel die Bäume am weiterwachsen zu hindern. Hier ist die Strategie der Gestaltung eine ganz andere. Durch harte Rückschnitte und dem Ausputzen der neuen Nadeln ergibt sich eine deutliche Stoffwechselreduzierung. Die jährliche Austriebs Länge nach dem Schnitt sollte nur noch 5 bis 8 cm betragen. Man schneidet so dass 5 bis 10 Nadelpaare stehen bleiben. Sind auf den verbleibenden 5 bis 8 cm Austrieben mehr Nadelpaare als 5 bis 10 putz man diese im unteren Bereich aus. Beim Schnitt haben die 5 bis 10 Nadelpaare immer Vorrang, daraus könnte sich auch mal eine andere Austriebs Länge als 5 bis 8 cm ergeben.
Keine Angst an den Schnittstellen bilden sich neue Austriebe. Solange sich noch unterm Schnitt genügend Nadelpaare befinden. (Das trifft nicht für Mädchenkiefern zu.) Der Schnitt und das Ausputzen sollten im Herbst erfolgen. Es bilden sich dann bis zum Frühjahr neue Augen, die sich im Frühling zu neuen Trieben entwickeln. Jetzt verfährt man so wie in meinen Bericht Baumgestaltung beschrieben. Die Kerzen werden bis auf einem Viertel heraus gedreht. An jeder Schnittstelle belässt man nur zwei Kerzen. Der stärkste Austrieb meist der in der Mitte wird ganz entfernt.
Diese Schnittstelle entstand im Herbst, zum Frühjahr haben sich neue Austriebe entwickelt. Wenn sich diese Augen zu kleinen ca. 5 bis 8 cm lange Kerzen entwickelt haben bricht man die Obere in der Mitte so wie die Links oben ganz heraus. Nur der Trieb rechts und links unten behält man.
Mit dem Ausputzen von Mädchenkiefern kann bereits Mitte bis Ende Juni begonnen werden, sobald sich die Nadel des neuen Austriebes spreizten, aber auf keinem Fall früher. Neuer und alter Austrieb zeichnen sich farblich sehr gut von einander ab, so das das auszupfen der alten Nadel sehr einfach ist. Mit dem zupfen der Nadeln werden auch Gelege von Baumparasiten wie Raupen, Käfer und Läusen entfernt. Dennoch ist es eine sehr Zeitaufwendige Arbeit die sehr wichtig ist .Würde man auf das Ausbrechen der Kerzen im Frühjahr, sowie das Ausputzen und schneiden verzichten, wäre ein sehr schöner Gartenbonsai nach drei Jahren nicht mehr von einer herkömmlichen Kiefer zu unterscheiden.
Mädchenkiefer mit zu drei viertel ausgebrochenen Kerzen (Triebe).
Die gleiche Kiefer perfekt ausgeputzt und geschnitten. Die Nadeln werden sich noch weiter öffnen und die Trassen wieder füllen. Benötigte Zeit zum Ausputzen 25 Stunden. 25 Stunden Zen, Erholung pur. Aber Vorsicht Ausputzen macht züchtig.
Sauber ausgeputzte Bergkiefer, auch hier werden sich die Nadeln noch weiter öffnen.
Weitere Vorteile des Ausputzens sind, das die Bäume bei einem Unwetter dem Sturm kaum Wiederstand bieten und ihn ohne Schaden überstehen. Diese Kiefer ist im oberem Viertel bereits sauber ausgeputzt.
Logischer Weise arbeitet man hier von oben nach unten.
Oftmals sieht man bis zu 5 Gärtner in einem Baum. Die sich auf die Zeitaufwändige Arbeit spezialisiert haben.
Wer genau hinsieht, sieht nur den Hut des Gärtners, kleine und leichtgewichtige Gärtner sind sehr gefragt.
Das Ziel: Durch jährliches schneiden und ausputzen bleibt die Größe des Baumes unverändert, nur die Zweige, Äste und Stamm wachsen in der Dicke weiter, wodurch sie mit den Jahren ein knorpliges und knochiges Aussehen bekommen.
Dreibeinige Leiter
Das für das Ausputzen so typische Hilfsmittel sind die dreibeinigen Leitern aus Aluminium. Sie bieten stehst einen stabilen Stand und lassen sich an jede Trasse positionieren. Die Japaner exportieren die Leitern mittlerweile nach England und Belgien und können von dort bezogen werden. Allerdings zu Phantasiepreisen von 450 Euro bis 700 Euro je nach Länge plus Versandkosten zwischen 150 und 220 Euro. Nach langen Recherchen im Internet habe ich die Firma Josef Steiner auswendig machen können, die adäquate Obstbaumleitern fertigt und das für 218,00 Euro und 15,00 Euro Versand. (siehe Link)