Baumgestaltung

Mit neuen Fotos

Bevor ich hier einige Tipps zum Thema Baumschnitt und Gestaltung gebe, lassen sie mich kurz erklären warum ich mich für die Planung und den Bau eines Japanischen Gartens entschieden habe.
Schon bei meiner ersten Japanreise war ich fasziniert von der Ruhe der Harmonie, sowie vom meditativen Charakter dieser Gärten. Freuen wir uns nicht, wenn wir endlich in den Urlaub fahren können? Suchen wir nicht Meer und Berge mit schönen Wäldern auf, um uns vom Stress des Alltags zu befreien?
Also ist es doch naheliegend sich so ein Stück Natur in seinen Garten zu holen.
Der Maßstab für dieses Stück Natur spielt keine Rolle. Es können kleine Bonsais sein ,welche mit etwas Sand und einigen kleinen Steinen zu einer Minilandschaft kombiniert werden. Gartenbonsais in Gesellschaft von Felsen und Moos oder Felsen die ein Gebirge oder gar gleich eine ganze Insel darstellen.Selbst ein ganzes Universum lässt sich so in einem Zen - Garten darstellen. Dazu werden nur wenige Steine und etwas Splitt benötigt. Hauptsache der Betrachter findet die Ruhe und Entspannung, welche so ein Garten vermitteln kann.
Der Japaner sucht seine Vorbilder in der Natur. Er versucht beim Bonsai die Natur in Form eines Miniaturbaumes in größtmöglicher Vollendung nachzugestalten. Er verehrt den Baum als Sinnbild und Gleichnis für etwas, welches über die sichtbare Gestalt hinausgeht. Japaner fügen so jedes kleine Detail zu einem harmonischem in sich ruhendem Bild zusammen. Ich glaube jetzt wird es etwas klarer warum ein Baumschnitt und somit die Gestaltung von Bäumen so wichtig ist. Zwar stellt jeder Formschnitt auch eine Vergewaltigung der Natur dar, die aber letztlich dazu führt, dass diese Bäume uralt werden können. In Japan gibt es tausende von Gärten mit Bäumen die an die 400 bis 600 Jahre alt sind. Selbst private Gärten werden von Generation zu Generation “vererbt“ und weiter gepflegt.Schaut man sich die Bäume an stellt man sehr schnell fest, das sie nur 2 bis 3 Meter hoch sind.
Eine wahrlich hochintelligente Form der Gartengestaltung.

Wir Europäer werden einen Bonsai wahrscheinlich immer mit anderen Augen sehen als die Asiaten. Unsere kulturelle Erziehung ist eine andere. Wie sieht es denn bei uns hier in Europa aus? Wir bauen ein Haus mit Terrasse nach Süden mit einer großen Rasenfläche welche von kleinen Beeten eingerahmt werden in denen Blumen, Sträucher und Bäume wachsen. Wir gießen und düngen alles und freuen uns wenn es gut gedeiht.
Nach nur 10 bis 15 Jahren haben sich unsere Wohnräume verdunkelt. Betrachtet man nun die Bäume sieht man meist nur kahle Stämme. Sonnenstrahlen finden nur an wenigen Stellen den Weg bis zum Boden. Also greifen wir zur Axt oder Säge. Schade, denn die Bäume sind nicht sehr alt geworden.
Auch in Europa fehlt es nicht an Versuchen durch künstliche Techniken das Wachstum der Bäume zu beeinflussen. Als Beispiel dafür können uns die Spalierobstbäumchen aber auch englische und französische Gärten dienen.
Aber trotz allem und ohne Kenntnis des geistig-kulturellen Hintergrundes können wir den Bonsai auch für uns entdecken.
Die Faszination des Hobbys Bonsai liegt in der Anzucht und in der Gestaltung von Bäumen. Das Sammeln von Findlingen in der freien Natur und die Pflege der Bäume bietet uns zugleich auch einen Bereich der Ruhe und Stille, sowie die Möglichkeit neue Kraft zu schöpfen.
Sie sehen wir können noch sehr viel von den Japanern lernen

So nun geht es los
Falls sie jemand sind der nicht arm ist und es sich leisten kann, fertige Gartenbonsais für
5.000,00 € bis 10.000,00 € zu kaufen, fahren sie in die nächste Baumschule und lesen bitte nicht mehr weiter. Sollte es anders sein, bitte die folgenden Zeilen aufmerksam studieren.
Bäume die 50 bis 100 Jahre geschult, beschnitten und gepflegt wurden, haben natürlich ihren Preis.
Bedenken sie ,sie kaufen nur die Zeit, denn es lässt sich auch aus fast jedem Baum
in nur wenigen Jahren ein stattlicher Gartenbonsai in eigener Regie heran ziehen.
Ich möchte ihnen nun hierfür einige Beispiele geben.
Durchforsten sie die Baumschulen nach Scheinbuchen etwa in einer Wuchshöhe von ca. 2,5 m bis 3 m. Der Wunschbaum kann natürlich auch eine andere Größe haben, da der Baum ja noch in der Höhe beträchtlich beschnitten werden muss. Für einen Baum in der Größe von ca. 2,5m – 3 m muss in etwa mit einem Preis in Höhe von 50€ bis 100 € gerechnet werden. Scheinbuchen haben von Natur aus schon einen recht krummen Wuchs und sind dadurch besonders Ausdrucksstark.
Kaufen sie einen Baum als Solitär oder gleich drei Bäume als Gruppe und pflanzen sie den oder die Bäume in ihrem Garten aus. Achten sie darauf, dass sich die Neigung des Baumes vom Punkt der Betrachtung aus entfernt. Bei der Gruppierung sollte ein ungleichseitiges Dreieck gebildet werden. Der kleinere Baum nach vorne, die Neigung aller Bäume in die gleiche Richtung und auch vom Punkt der Betrachtung entfernend oder seitlich. Gleiche Höhen vermeiden.
Scheinbuchen sind robust und können zu jeder Zeit geschnitten werden.
Gehen sie dabei folgendermaßen vor: Brühen sie sich eine Kanne Kaffee und setzen sich einige Meter von Ihrem Baum entfernt gemütlich in einen Stuhl. Trinken sie Ihren Kaffee. Lassen sie sich viel Zeit dabei und versuchen sie sich vorzustellen wie der fertige Baum aussehen wird.
Schneiden sie die Spitze des Baumes oberhalb vieler kleiner Seitentriebe ab, diese bilden im laufe der Jahre das Dach des Baumes.
Teilen sie den Baum von oben nach unten in Etagen ein. Auf jeder Etage sollten drei bis fünf Äste stehen bleiben diese bilden die späteren Trassen .Manchmal ist es sinnvoll gerade die schon dickeren Äste zu entfernen. Wenn sie sich nicht sicher sind welchen Zweig sie abschneiden sollten, stellen sie sich vor, sie sind die Sonne und sie möchten das jeder Ast oder Zweig etwas Sonnenlicht abbekommt. Achten sie darauf keine Äste übereinander stehen zu lassen. Stellen sie sich eine Wendeltreppe vor, jede Stufe ein Ast. Sollten nun Äste doch einmal übereinander stehen und es ist nicht möglich diese zu entfernen , weil da durch das gesamt Bild des Baum unharmonisch werden könnte nehmen sie dicken Draht zu Hilfe um mit diesem die Äste um Stamm und Ast seitlich zu wickeln und um den Stamm zu führen.
Bitte immer ganz vorsichtig biegen und immer halbkreisförmig, nie im rechten Winkel, denn ein zuviel kann den Tod des Astes zur Folge haben.
Gestalten sie auf diese Weise den Baum. Jetzt kürzen sie die Äste ein. Die unteren am Stamm bleiben länger nach oben immer kürzer. Keineswegs sollten Äste oben am Baum länger als unten sein. Denken sie an die Silhouette eines Weihnachtsbaumes. Wenn sie sich immer noch unsicher fühlen und nicht wissen wie ,trinken sie Kaffee, viel Kaffee.
Spannen sie die kleinen Äste welche die späteren Trassen tragen, mit Hilfe von Bindedraht und Kabelbindern ab. Diese sollten waagerecht zum Stamm stehen. Kabelbinder um das Holz, den Spanndraht nur an die Kabelbinder.
Wenn sie das alles befolgt haben, dann müssten sie jetzt vor einem fast kahlen krummen Stamm mit einigen piselligen Ästen stehen. Wenn sie das Gefühl haben, sie könnten weinen. weil der Baum so erbärmlich aussieht, dann haben sie alles richtig gemacht.
So, von nun an arbeitet die Zeit für sie. Der Baum bringt nun seine ganze Wuchskraft auf die verbleibenden kleinen Äste aus. Austriebe die an den Ästen nach oben wachsen nur 10 cm hoch werden lassen und abschneiden. Triebe die seitlich und waagerecht vom Ast wachsen, wachsen lassen bis sie die Breite der fertigen Trasse erreicht haben. Stellen sie sich die fertige Trasse vor, alles was da heraus wächst abschneiden. Natürlich treiben auch viele Äste direkt aus dem Stamm nach. Diese müssen abgeschnitten werden. Es sei denn, das genau an dieser Stelle des Austriebes noch eine Trasse fehlt, welche man Aufbauen möchte.
Erfahrungsgemäß müssen die Trassen zwei bis drei mal im Jahr geschnitten werden.
Die kleinen Blättchen der Scheinbuche verfärben sich im Herbst gelb bevor der Baum sie abwirft. Im Frühjahr haben Scheinbuchen ein ganz besonderes sattes Grün.
Mit dieser Technik sind sie in der Lage jeden Baum zu gestalten und klein im Wuchs zu halten. Für den Formschnitt eignen sich besonders gut Scheinbuchen ,Eiben ,Lärchen ,Buchen Ahorn – Bäume, Birken, Erlen und Obstbäume, eigentlich alle Bäume. Mit Laubbäumen kann man so in nur wenigen Jahren gute Gartenbonsais gestalten, da sie fast das ganze Jahr über wachsen .Es geht sehr schnell. 

Baumgestaltung kann Gefährlich sein.

Alter und neuer Austrieb einer Mädchenkiefer
Der neue Austrieb bearbeitet
Mädchenkiefer, neuer und alter Austrieb
Die gleiche Kiefer nach dem Schnitt und dem Ausputzen

Kiefern bilden hier eine Ausnahme. Denn die Gestaltung zeigt sich hier wesentlich schwieriger und Zeitaufwendiger. Aber das macht sie auch gerade so Begehrenswert.
Kiefern bleiben im Winter grün und füllen so einen Garten mit Farbe. Den Bäumen mit kurzen Nadeln sollte man den Vorzug geben, sie sehen besser aus und sind einfacher in der Handhabung.
Ein gutes Ausgangsmaterial in den Baumschulen zu finden ist bei Schwarzkiefern, Bergkiefern oder Krüppelkiefern kein Problem.
Bei Mädchenkiefern ist das schon anders. Hier ist es meistens so, dass die Wachstumsetagen zu weit auseinander liegen und die Äste nur lange kahle Peitschen sind.
Der Kaufpreis für Schwarz und Bergkiefern lieg so zwischen 100€ und 200€.
Eine Mädchenkiefer, die einen guten Rohling darstellt, kostet schnell schon an die 300€ bis 500€.
Gehen wir einfach mal davon aus das sie gutes Material gefunden haben. Sie pflanzen ihren oder ihre Bäume in den Garten. Kiefern sind sehr empfindlich bei zuviel Wasser. Graben sie kein Loch, sondern stellen sie die Bäume einfach auf den Erdboden und füllen den Wurzelballen mit Erde an. Zum Abschluss Moos darauf legen und fertig.
Sollten Kiefern mal gelbe Nadeln zeigen, bitte nicht gießen.
Gönnen sie den Bäumen nun etwas Ruhe für den Anwuchs und warten sie bitte bis in den Spätherbst mit der Gestaltung
Gehen sie nun genauso vor wie oben unter Scheinbuchen beschrieben. Hier ist es sogar etwas einfacher, da Kiefern ja schon von Natur aus eine Etagenbildung haben.
Bedenken sie ein Ast ist schnell abgeschnitten, ihn nachwachen zu lassen dauert an die zehn Jahre. (trinken sie Kaffee) Überhaupt ist die Gestaltung von Kiefern zu einem japanischen Charakter viel langwieriger und schwieriger als bei Laubbäumen.
Mitte bis Ende April zeigen sich auf den waagerecht abgespannten Ästen Wachstumsspitzen ,welche senkrecht nach oben wachsen und an Kerzen auf einem Weihnachtsbaum erinnern.
Aus diesen Kerzen entwickeln sich lange Wachstumstriebe, die eingekürzt werden müssen wenn die Kerzen 4 cm bis 6 cm lang sind.
Ergreifen sie mit einer Hand die Basis dieser Kerzen und drehen sie mit der anderen Hand etwa zweidrittel bis dreiviertel der Kerzen ab. Die verbleibenden kleinen Kerzenstümpfe sind mit winzigen Spitzen belegt, aus jeder Spitze entwickeln sie zwei Nadeln bei Schwarz Bergkiefern, fünf Nadeln bei Mädchenkiefern. (Nicht schneiden, da man sonst die Spitzen verletzen würde.)
Aus den verbleibenden Kerzenstümpfen entwickeln sich noch bis zu 7 cm lange Triebe bei Mädchenkiefern und bis zu 15 cm lange Triebe bei den Schwarzkiefern.
Genießen sie nun den Sommer, denn es geht jetzt erst im Herbst weiter. Wieder viel Kaffee trinken!! Wer möchte kann natürlich auch Tee zu sich nehmen, Hauptsache der Geist beschäftigt sich mit der weiteren Gestaltung der Bäume.
Der Herbst ist da und es haben sich wunderschöne neue Nadeln gebildet, da sich bei jedem Austrieb auch die Höhe einer Trasse verändert, muss diese nachgeschnitten werden.
Bei zweinadeligen Kiefern lässt man 5 bis 10 Nadelpaare stehen und schnitt.
An den Schnittstellen bilden sich neue Augen für den Austrieb im neuem Jahr, die jede Trasse immer dichter und kompakter machen.
Bei fünfnadeligen Kiefern ist das anders. Sie bilden keine neuen Augen an den Schnittstellen
sondern nur im altem Holz .Die Triebe die also zu weit aus einer Trasse herauswachsen müssen bis in die darunter liegende Gabelung abgeschnitten werden.
Im Herbst werden die zweijährigen Nadeln und ein kleiner Rest von dreijährigen Nadeln braun .Es macht durchaus Sinn hier der Natur vor zu arbeiten und die Nadeln zu entfernen. Rupfen sie die Nadeln ab und arbeiten sie dabei vom Stamm aus gehend bis in die Astspitzen.
Man lässt nur die Nadeln des neuen Austriebes stehen. Es ergeben sich hier folgende Vorteile.
Sie können die Nadeln mit einer Folie oder altem Bettlaken auffangen.
Die Trassen bleiben luftiger und verklumpen nicht mit abgestorbenen Nadeln.
Es bilden sich schneller und mehr Augen im altem Holz ,die eine Trasse dichter und kompakter machen. Auch beim Flachschneiden der Trassen kommt immer genug Wachstum nach.
Um den Wuchs an den Bäumen besser steuern zu können kann man auch frische Nadeln endfernen, es macht Sinn im oberem viertel des Baumes und an den Spitzen der Äste, da dort die Wuchskraft am größten ist.
Ich habe ihnen jetzt einen kleinen Einblick in die Gestaltungstechnik gegeben und möchte sie damit Motivieren selbst ihren Garten zu gestalten.
So habe ich nur zwei fertig gekaufte Gartenbonsais in meinem Garten. Alle anderen wurden von mir aus normalen hier in Baumschulen gekauften Rohlingen gestaltet.
Auch ein schon alter Baumbestand lässt sich japanisch umgestalten. Dies erfordert allerdings sehr viel Fachwissen und sollte Profis vorbehalten bleiben.
Ich wünsche ihnen viel Freude an unserem Hobby.

Hier noch einige Beispiele:

Hier sieht man eine Schwarzkiefer, die bereits sehr lange Kerzen hat, der richtige Zeitpunkt um die Kerzen bis auf ein vierte heraus zu drehen.

Nur ein kleiner Rest der Kerzen lässt man stehen, diese kleinen Reste entwickeln sich noch bis zu 10- 15 cm lange Austriebe die im Herbst auf 5 bis 8 cm geschnitten werden.

Hier erkennt man, dass sich bereits kleine Nadelspitzen gebildet haben. Aus jeder Spitze entstehen zwei Nadeln, die sich erst nach dem strecken des Triebes entfalten.

Beispiele:

Weitere  Bilder von mir selbst  gestalteter Bäume.

Diese Schwarzkiefer ist bereits 40 Jahre alt und immer noch nur 2,40 m hoch. Im Herbst habe ich Ihr wieder einen radikalen Rückschnitt verpasst, außerdem wurde das viel zu große und dichte Dach aufgeschnitten.

Wer sehen möchte wie diese Mädchenkiefer noch vor 17 Jahren aussah, der siehe unter der Seite (Die Anfänge) Bild Nr. 11.Das Foto zeigt die Kiefer zwei Jahre nach der Erstgestaltung. (Die Anfänge siehe Sitemap)

Diese Pfennigbuche (Nothofagus antarctica) besticht jedes Jahr auf neue, durch das satte Grün der kleinen Blättchen.

Diese Lärche ist ebenfalls über 40 Jahre alt und nur knappe 3 m hoch. Die Nadeln werden im Herbst goldgelb bevor sie abgeworfen werden.

Hier wieder eine Mädchenkiefer auf einer kleinen Anhebung im Zen-Garten.

Das sind ganz normale Waldkiefern (Pinus sylvestris) ich habe sie bis auf 6m Höhe durchwachsen lassen und sind erst seit 3 Jahren in beschnitt. Sie bilden im hinteren Bereich des Gartens eine hohe Baumgruppe. Sehr schön die rotbraune Farbe der Stämme.

Die Schwarzkiefer nach dem Ausputzen der neuen Nadel macht im Frühjahr enorm viele Austriebe, die bei Zeiten reduziert werden müssen.

Diese Magnolie hat im Frühjahr einen Rückschnitt bekommen und dadurch die meisten Blüten verloren. Blüht dadurch aber nochmal im Juli .